Schorre

Die Geschichte der Schorre beginnt im Jahr 1864. In diesem Jahr wurde sie als Gastwirtschaft unter dem Namen „Müllers Bellevue“ errichtet. Nach der Umbenennung in „Hofjäger“ war der Saal des Gebäudes im Jahr 1890 Schauplatz eines politischen Ereignisses. Nachdem sie zwölf Jahre lang aufgrund der Sozialistengesetze verboten war, traf sich die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) zu ihrem ersten Reichsparteitag in Halle und gab sich den Namen „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“. Das Gebäude in der Willy-Brandt-Straße 78 ist damit dauerhaft mit der Geschichte der ältesten Partei unseres Landes verknüpft.

Am 07. November 1918, vier Tage nach dem Kieler Matrosenaufstand, erreichte die Novemberrevolution auch Halle. Im „Hofjäger“ wurden die dort versammelten Offiziere der in Halle stationierten Fliegerersatzstaffel entwaffnet. Damit nahm das Ende des Kaiserreiches und der Beginn der ersten deutschen Demokratie im traditionell rot geprägten Halle in den Räumen der Schorre seinen Anfang.

Nach diversen Umbaumaßnahmen und der Nutzung als Jugendclubhaus „Philipp Müller“ ab 1956 fand die Schorre in den frühen 1990ern noch einmal eine völlig neue Nutzung. Wo einst August Bebel sprach, traten nach dem Fall der Berliner Mauer nationale und internationale Bands auf. Einige von ihnen sind bis heute ein fester Teil der neueren Musikgeschichte. Denkwürdig waren vor allem die Auftritte der damals noch unbekannten US-amerikanischen Bands Nirvana und Green Day oder von Rammstein.

Ende März 2022 musste die traditionsreiche hallesche Diskothek „Schorre“ ihre Türen schließen. Der neue Eigentümer des Hauses hatte andere Pläne für die langjährige Kulturstätte.

(Quelle: Eric Eigendorf)

 

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(Foto: rene Reise, Wikipedia)