Patriziat in Halle

Es gab die freie und unfreie Bevölkerung im Marktflecken Halle Anfang des 10. Jahrhunderts.
Unfrei waren Handwerker, Gewerbetreibende und Ackerbauern, die als Pächter das Land bebauten. Daneben gab es die Landlosen und Hörigen, wie die sorbische Restbevölkerung außerhalb Halles.

Zu der freien Bevölkerung zählten die erzbischöflichen Beamten, wie Salzgraf, Münzmeister, Bornmeister, Schultheiß, Schöffen usw.) Sie erhielten ihre Besoldung aus Anteilen an den Solebrunnen (Pfannen genannt, nicht zu verwechseln mit den Salzsiedepfannen). Dazu kamen deutsche Kaufleute, die den Handel mit Salz betrieben und gegen Waren (später Geld) eintauschten.

Aus dieser freien Schicht, insbesondere den Kaufleuten, bildete sich das Patriziat. Die Thalgüter (also die Sole) gehörten ebenso wie das Land dem Kaiser (anfangs Karl der Große 747 – 814). Als Nachfolger des Sachsenkaisers kamen die Erzbischöfe. Sie verliehen anfangs nur die Güter als Besoldung und als Belohnung. Da sie aber ständig unter Geldmangel litten, verkauften sie nach und nach ihre Privilegien und die Güter (Solebrunnen und -anteile) gerieten in Erblichkeit. Das steigerte Macht und Reichtum der Familien, die sich nach ihren Pfannen (Anteile der Salzversiedung, die ihnen für ein Jahr in bestimmter Zahl gewährt wurde) Salzjunker oder Pfänner nannten. So konnten die Anteile auf den Sohn vererbt werden, ohne neue Lehngebühr. Diese musste nur noch bei Amtsantritt eines neuen Erzbischofs bezahlt werden (als Lehngewähr). So wurden die Geschicke der Stadt mehr und mehr durch die Junker bestimmt, die auch den Kern des Rats der Stadt zunehmend bildeten.

Daraus resultierten die teilweise heftigen Kämpfe mit manchen Erzbischöfen (besonders mit Günther von Schwarzburg (1382 – 1445), die sich zunehmend ihrer Macht und Geldquellen beraubt sah. Hinzu kam ein Erstarken der Innungen, die sich zunehmend durch die Pfänner um wichtige Einnahmen geprellt sah. All das gipfelte in dem Verrat von 1478, wo die 200 – jährigen Privilegien der Salzjunker wieder in die Hand des Erzbischofs übergingen.