Der Gesundbrunnen lag einst mitten im Felde bei der Einmündung der Steubenstraße in die Kantstraße, eine kleine Oase, von alten Akazien beschattet, an einem Spielplatz mit Kastanien bepflanzt und von Jelängerjeliebergebüsch umgeben. Die Quelle des berühmten Brunnens war seit dem frühesten Mittelalter bekannt, sie kam südwärts von höhergelegenem Terrain, trat hier im Felde in einer Senke zutage; man erkannte ihre Heilkraft, verehrte sie, fasste sie vorsichtig in Holzröhren, leitete sie zur Saale hinab gerade westlich durch eine mäßige Schlucht zu dem Ufer. Hier, nicht oben auf dem Feld, stand eine Kapelle, dem heiligen Mauritius geweiht, an der man von dem Brunnen trank, und in einem Anbau lag wohl der Röhrenkasten, in dem man badete. Ein Geistlicher wohnte hier, den das Moritzkloster zu Halle bestellte, denn 1310 hatte Erzbischof Burkhard das kleine Heiligtum als “Quelle zum heiligen Born“ dem Moritzkloster geschenkt. Die Kapelle war bei solcher Lage den vielen Lahmen und Gebrechlichen leicht zugänglich, da man zu Wasser zu ihr gelangte.
Zu Wasser machte auch das Thalgericht nebst den Salzwirkern (Bornknechte) seine Wallfahrt, nämlich auf Flößen, Donnerstag nach Pfingsten hierher, nachdem man die Messe gehört, wurden alle, auch die fremden Gäste, festlich bewirtet. Zu Wasser, mit Kähnen und Flößen wallfahrte auch der Rat der Stadt samt den Seinigen zum Jacobi-Fest (25. Juli) hierher und brachte seine Geschenke dar. Eine Menge Krücken hatten die Geheilten an und in der Kapelle aufgehängt. Nach der Reformation wurde die Wasserfahrt statt zu den Bornen zu der Rabeninsel gemacht bis in den Dreißigjährigen Krieg.
Die Kapelle zerfiel und lag wüst, wenn auch noch der Chronist Olearius ihre Stelle an der Saale kannte. Die Röhren verfaulten, das Wasser staute sich, und die Quelle (stärker denn später) trat auf den Feldern nach oben. Um 1646, in der Epidemie der Gesundbrunnensuche, erinnerte man sich des heiligen Borns (hillige born) und taufte ihn zum Gesundbrunnen um.