Felicitas von Selmnitz (1488 – 1558) war die erste bekennende Lutheranerin in Halle und Verehrerin von Martin Luther. Ausgangspunkt war der heimtückische Mord an ihrem Ehemann Wolfgang von Selmnitz durch einen Marschall am Hof Erzbischofs Albrecht im Januar 1519 in der Märkerstraße.
Felicitas nahm 1522 an der Weihnachtsmesse in der St. Georgenkirche in Glaucha teil. Dort empfing sie das Abendmahl in beiderlei Gestalt, und zwar aus der Hand von Thomas Müntzer. Damit bekannte sie sich zur neuen Lehre Luthers. Felicitas’ Sohn lehrte seine Mutter das Lesen und Schreiben, da er die Schule besuchte.
Danach sammelte Felicitas 362 Bücher, die heute in der Marienbibliothek sind. Sie markierte Passagen, die für sie von Bedeutung waren. 1528 musste sie aus Halle wegen ihres Glaubens fliehen. Sie kam in Wittenberg unter, war bald häufig bei Luther zu Gast, während ihr Sohn dort studierte. Luther schenkte ihr 1534 eine kostbare Bibel mit einer Widmung für eine „ehrbare und tugendsame Frau“ und bezeichnete sie als „liebe Gevatterin“.
Sie wurde am 2. Mai auf dem Stadtgottesacker zu Halle, im Bogen 2 (heute 12), begraben. Ihr Sohn Georg hatte ein wertvolles Epitaph zum Andenken an seine Familie in Auftrag gegeben. Unter einer Kreuzigungsszene knien Wolf von Selmnitz mit vier Söhnen und Felicitas mit zwei Töchtern, flankiert von den Familienwappen derer von Selmnitz und derer von Münch.
Epitaph Selmnitz auf dem Stadtgottesacker
(Foto: Catatine – Wikipedia)
(Quelle: Gelehrte, Weltanschauer, auch Poeten…, Michael Panetenius)