Roter Turm

Der Rote Turm wurde 1418 als frei stehender Glockenturm begonnen und soll, laut Überlieferung, auf Pfahlroste ruhen. Die Pfahlrosten sind Holzstämme, beim Roten Turm aus Eichenholz. Ursprünglich wurde er „Neuer Turm“ genannt. Erst im 17. Jahrhundert ging man dazu über, ihn „Roter Turm“ zu nennen, wahrscheinlich aufgrund des Blutgerichtes, das dort stattfand.

Bei Untersuchungen am Roten Turm stießen die Archäologen hingegen auf ein gewaltig ausgebildetes Fundament – was darauf schließen lasse, dass die Erbauer schon damals mit den Auswirkungen des Grundwassers rechneten. Leider habe man nicht feststellen können, ob der Rote Turm tatsächlich auf Eichenpfählen errichtet wurde, wie es die Überlieferung besagt.

Roter Turm und Mittelaltergruppe
(Michas Clan aus der Salzstadt Halle/Saale)
(Foto: Sylvia Waldow)

Der Rote Turm ist knapp 81 m hoch und hat eine Grundfläche von 15 x 10 m. In einer im Turmknopf gelegenen Urkunde aus dem Jahre 1506 (Einweihung) heißt es, dass der Turm zur „Zierde der hoch gerühmten Stadt  Halle …“ gebaut worden sei. Die 246 Stacheln am Turmknopf dienen der Abwehr böser Geister. Über die Bauausführung und Einhaltung des Planes wurde vom Rat eine Kommission eingesetzt, die „Achtermänner“. An der Nordseite entsprang die Hungerquelle. An der Südostseite gab es im 17. Jahrhundert zahlreiche kleine Krambuden, wo sich die „Rote-Turm-Schönen“ tummelten.

Im Nordosten der Marktplatzecke fand man die Grundmauern eines Turmes, der etwa Ende des 14. Anfang des 15. Jahrhunderts als Holzbau errichtet war. Der Quadratische Turm war etwa anderthalb Stockwerke hoch  (ca. 10 m). Der Turm zur alten Waage gehörend, wurde ehemals als „Rother Thurm“ bezeichnet, bevor 1418 der heute bekannte Rote Turm errichtet wurde. Im Thalrecht war schon 1360 von „roten Türmen“ als Gerichtstürme die Rede.

Der Turm an der alten Waage wurde zur Aufbewahrung der städtischen Dokumente genutzt. Außerdem diente der Turm als Gerichtsort und Gefängnis. Bis 1341 stand hier als Zeichen der Gerichtsstätte der Roland. Der Rat erwarb sich durch Zuwendung von Baugeldern ein Nutzungsrecht am Turm als Wacht- und Uhrenturm.

1506 wurde dem Turm die zwei Zenter und 13 Pfund schwere Kugel aufgesetzt, so dass der Rote Turm damit nach 88-jähriger Bauszeit vollendet war.