Thal oder die Halle

Das Thal zu Halle beschreibt das Areal um den heutigen Hallmarkt (oder die Halle, wie die Salzwirker dieses Gebiet bezeichnen gleichbedeutend mit dem Stadtnamen ist). Es liegt zwischen der Oberstadt und der Saale. Dieses Gebiet lag, verglichen mit der heutigen Zeit, ca. 8 Meter tiefer als die Oberstadt.

Im Thal wurde seit 2500 Jahren Sole zu Salz versiedet. Das Thal wurde durch 28 Grenzsteine (eine Seite mit gekreuzten Salzhaken und Jahreszahl) markiert. Es hatte seine eigene Gerichtsbarkeit. Die Größe der Halle betrug 3 ha oder 12 Morgen. Das Wort „Hall“ kommt vermutlich aus dem keltischen und bedeutet Stätte der Salzgewinnung. Auf dem Terrain standen regellos mehr oder weniger große Kothen. Die Hallmauer schloss das Gebiet gegen die Saale ab, hatte aber mehrere Ausgänge, wie zum Beispiel die Kuttelpforte und die Saalpforte.

Im Thal befanden sich die 5 Solebrunnen, dort standen die Siedehütten. Das Thal hatte eine eigene Gerichtsbarkeit, welche durch die Grenzsteine (vorher gab es sogar Ketten, die durch Ringe gezogen wurden, welche in den Pflastersteinen verankert waren) abgegrenzt waren. Es wurde von einem Salzgrafen verwaltet, der vom Magdeburger Erzbischof eingesetzt wurde verwaltet.

Es gab die vier Brunnen, das Spritzenhaus, die Kapelle St. Johannis, vier Spulhäuser an der Hallmauer, eine große Holzwarte am Koth zum Blaufuß, eine kleine Holzwarte am Koth zum Geierfalken. Beide Holzwarten waren Stellen des Rügegerichts.

1869 wurde der Siedebetrieb im Thal eingestellt. 1871 wurden die beiden verbliebenen Siedehäuser, die die Kothen 1799 ersetzten, abgebrochen.1882 wurde das Thalamt abgebrochen.1885 verkaufte die Pfännerschaft das brachliegende Gelände an die Stadt (350.000 Goldmark). 1889 wurde der Platz gepflastert. 1890 war der Hallenausbau vollendet.

Die Grenzen des Thales wurden nach Olearius 1579, 1593 und 1652 abgeschritten von Schöppen, Schulzen, fürstlichen Kommissaren, dem Rat der Stadt, Bürgern und Salzwirkern.

Im Thal standen noch die vier Brunnenhäuser, die Spulenhäuser an der Hallmauer, das Spritzenhaus an der Kuttelpforte, das Zimmerhaus an der Gerbersaale, daneben zur Moritzkirche, bei der Saalpforte die ehemalige Kapelle St. Johannis, die große Holzwarte am Koth „Zum Blaufuß“, wo das Rügegericht war.

Der Siedebetrieb im Thal zu Halle endete 1868 mit dem Verkauf dieses Gebietes durch die Pfännerschaft an die Stadt Halle. Damit endete auch das Salzsieden in der pfännerschaftlichen Saline im Thal zu Halle. Somit wurde das Salz, das „weiße Gold“, nur noch in der königlich-preußischen Saline auf der Salinehalbinsel durch die Pfännerschaft versiedet.

Die Halle oder das Thal ist eigentlich das Terrain der Salzgewinnung. Daraus resultiert auch der Name, der gleichbedeutend mit dem Stadtnamen ist. Die Halle, heute Hallmarkt, lag an der Hallmauer und die Arbeiter darinnen waren das sogenannte Hallvolk, also die Salzwirker, die später Halloren genannt wurden. Die Halle wurde auch das Thal (heutige Schreibweise Tal) genannt, im Gegensatz zum Berg. Über dem Thal thronte einst im Osten auf dem Berg der Vorgängerbau der St. Gertrudenkirche, um das Thal zu beschützen. Der Vorgängerbau war wohl noch aus Holz. Im Süden lag dann der Alte Markt, mit seiner Einfallstraße, die später Rannische Straße genannt wurde. Der Alte Markt war der ursprünglichste Handels- und Einkehrplatz, auf dem sich viele Ausspannen befanden. Im Westen bildete die Saale eine natürliche Grenze, die später noch durch die Hallmauer und ihre Türmen (Kaffeemühle, Kanonenturm) geschützt wurde.

Zum Norden hin entwickelte sich das Suburbium des Kastells und gab Handwerkern aller Art eine Heimat. Vorher siedelten sich auf dem Hallmarkt um die Solebrunnen Menschen (Slawen oder Wenden) in einfachen Lehmhütten an und sotten noch in primitiver Weise das Salz. Drei der Brunnen waren schon vor dem Jahr 1000 lange bekannt, so der Deutschborn, der Meteritz- und der Gutjahrbrunnen, der der Siedlung seinen Namen gab (Dobrebora = Guter Ertrag). Erst um das Jahr 1000 wurde der vierte Brunnen, der Hackeborn gegraben (durch Ruprecht). Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Stadt auf dem Berge durch Entstehung der Pfännerschaft und der vielen Handwerker.

Es gab schon vorher Rittersitze (Grasehof, Brunos Warte), die aber nicht Schritt hielten mit der wirtschaftlichen Entwicklung und im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts zersplittert und verkauft wurden. Am Anfang bis zum 12. Jahrhundert dominierten die Erzbischöfe mit dem Giebichenstein, denen auch die Siedlungen bis zur Halle (es gab wohl mehrere vereinzelt) gerichtlich und kirchlich untergeordnet waren. Mit zunehmender Salzgewinnung erstarkten die Händler und Lehnsherren der Sole und Siedehütten. Die Erzbischöfe verkauften Stück für Stück aus Geldnot ihre Rechte an die sich langsam, aber stetig entwickelnde Stadt. Das führte zu jahrhundertelangem Streit zwischen Rat der Stadt und dem Landesherrn, der 1478 kumulierte.

 

Grundriss des Thales mit Siedekothen 1746
(Dreyhaupt, Pagus Neletice et Nedzici)

 

 

 

Zur MSW-Übersichtsplan