Zu bestimmten feierlichen Anlässen, besonders beim Pfingstbier und vor Weihnachten bewirkte der Salzgraf mit dem Bornschreiber (Thalamts-Sekretär) Frieden, das heißt, die Halloren sollten weder zanken, raufen, schlagen noch Unfug treiben.
Am 23. Dezember versammelte sich die Brüderschaft am Deutschen Brunnen (eine der vier Solequellen Halles).
Der erste Kommissarius befragte nun die versammelten Hallknechte zunächst, ob auch vor einem Jahr ein „Friede“ gewirkt worden wäre. Dann erkundigte er sich, ob in der Zwischenzeit Streitereien oder Unrechtmäßigkeiten aufgetreten wären. Schließlich hielt der Salzgraf eine kurze Rede und wirkte einen Frieden, wobei er unter Strafandrohung verbot, diesem zuwiderzuhandeln. Darauf basierten nicht nur die gute Zusammenarbeit unter den Halloren und ihre gegenseitige Achtung voreinander, sondern das “Friedenwürken” garantierte auch, dass sie ihr Weihnachtsfest in Frieden begehen konnten.
Das Friedewirken am Heiligabend ist von 1386 bis 1782 belegt.
(Vielleicht wäre das ein Brauch, den alle Hallenser übernehmen und wiederbeleben sollten?!)
Der Text lautet:
„So will ich denn hiermit von Gottes- und Obrigkeitswegen allen Denen, die allhier zum Pfingstbier vereinet, einen Frieden gewirket haben, daß niemand bei Leib- oder nach Befinden bei Lebenstrafe fluche, schwöre, lästere, schelte, raufe, schlage, steche und ander gottlos Wesen treibe, vielmehr sich eines gottseligen und stillen Wandels befleißige. Werden sie das thun, so haben sie sich Gottes Gnade und der Obrigkeit Hulde zu versehen, die Uebertreter aber sollen mit ernsterStrafe beleget werden, derowegen sich ein Jeglicher vor Schimpf und Schaden zu hüten hat. Nun aber fordere ich Euch, Herr Bornschreiber, auf, mir die Namen der Fürherren zu verlesen, welche für das nächstkommende Jahr durch die Brüderschaft erkieset werden!“
(Quelle: Die Hallesche Pfännerschaft 1500-1926), Hanns Freydank, 1930)