August Hermann Francke (1663 – 1727) war Theologe und Pietist, Universitätsprofessor und Pädagoge. Er war der Gründer der „Glauchaschen Anstalten“, die später als „Francken’s Stiftungen“ oder auch „Franckesche Stiftungen“ als Mustereinrichtung der ‚Armenpflege‘, der Schulbildung, der pietistischen Mission, der Verknüpfung sozialen und ökonomischen Engagements in Europa und der Welt einzigartig waren.
Francke wurde 1663 als Sohn eines Rechtsanwaltes in Lübeck geboren und erlangte mit 14 Jahren in Gotha die Reife zum akademischen Studium. Er studierte in Erfurt und Kiel und erhielt 1685 die Magisterwürde. Francke sprach Englisch und Italienisch. 1687 erlebte er während einer Meditation in Lüneburg seine Bekehrung und setzte 1688 sein Studium in Hamburg fort. 1689 lehrte er in Leipzig, bis es ihm dort untersagt wurde. 1694 übernimmt Francke die Pfarrstelle an der Georgenkirche in Glaucha.
1695 gründete er die Armenschule und das Waisenhaus (Franckesche Stiftungen). 1698 wurde er Professor der Theologie und 1715 Pfarrer an der Ulrichskirche in Halle.
Zitat:
„Im Frühjahr 1695 fand August Hermann Francke vier Thaler und sechzehn Groschen in der Spendenbüchse seiner Pfarrwohnung und berichtete: „Als ich dieses in die Hände nahm, sagte ich mit Glaubens-Freudigkeit: Das ist ein ehrlich Capital, davon muss man etwas Rechtes stiften; ich will eine Armen-Schule damit anfangen.“
30 Jahre später war südlich der Stadt Halle eine nahezu autark funktionierende Schulstadt entstanden. Schul- und Wohnräume, Wirtschafts- und Versorgungseinrichtungen, ausgesuchte Sammlungen und ausgedehnte Lehrgärten formten eine Bildungsanstalt für Kinder aller Stände. Bereits im 18. Jahrhundert beeindruckte die Dimension der teils aus Stein, teils aus Fachwerk konstruierten Gebäude. Vorbilder für sein Werk fand Francke u. a. in den niederländischen Waisenhäusern, die als die fortschrittlichsten ihrer Zeit galten. Dorthin hatte er 1698 seinen engsten Mitarbeiter und späteren Bauinspektor Georg Heinrich Neubauer (1666 – 1725) zur Recherche entsandt. Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg unterstützte den Aufbau der Schulstadt mit einem Privileg.
Francke selbst wohnte im Haus Nummer 2 von 1702 bis 1715, später dann im Haus Nummer 4.
Porträt August Hermann Francke
(Bild: Wikiwand)