Franckesche Stiftungen

Die Franckeschen Stiftungen, gegründet 1695, bestanden zunächst nur aus einem Waisenhaus und einer Armenschule, bevor auf dem Gelände um die historischen Linden eine große Schulstadt entstehen konnte. Besonders für diese Zeit war das mehrgliedrige Schulsystem mit seinen neuen Lehrmethoden und den individuellen pädagogischen Betreuungsansätzen. Die Zeit um 1700 gestaltete sich als eine gesellschaftliche Umbruchphase, die prägend für die Neuzeit sein sollte. Nach den verheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges herrschte nun erstmals eine Atmosphäre voller Wissens- und Entwicklungsdrang, die auch Francke antrieb. Kernthemen waren die fortschreitende Entwicklung und Anerkennung der Naturwissenschaften,die Krise der Frömmigkeit und die beginnende Globalisierung. Das Individuum und sein Verständnis von der Welt stand im Vordergrund.

Sein Wirken legte den Grundstein für weitere gesellschaftliche und geschichtliche Entwicklungen, u. a. die Gründung der ersten Realschule Deutschlands, die Professionalisierung des Lehrerberufs sowie die Verbreitung der Bibel in einem handlicheren Format. Seine Schulstadt wurde über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In 30 Jahren entstanden auf dem Gelände Schul- und Wohngebäude, Gärten und Werkstätten. Francke schaffte mit seiner Idee der Weltveränderung eine eigene kleine Stadt vor den Toren Halles. In den Stiftungen arbeiteten und lebten zur damaligen Zeit rund 2500 Menschen zwischen Bildung und christlicher Nächstenliebe.

Heute sind die Franckeschen Stiftungen ein einzigartiges Areal, das restauriert und in neuer Blüte erstrahlt. In mehr als 40 Einrichtungen tummeln sich Schüler/-innen, Studierende und Interessierte aus Pädagogik, Wissenschaft und anderen sozialen Bereichen. Noch immer ist die Geschichte vergangener Zeiten zu spüren. Die Naturalienkammer Franckes, sein historisches Waisenhaus und die Gärten sind nur einige der Sehenswürdigkeiten auf dem 14 Hektar großen Stiftungsgelände. Die Verantwortlichen haben es durch ihre Bemühungen auf die deutsche Vorschlagsliste für das UNESCO Welterbe geschafft.

Kupferstich um 1750
(Abbildung: Wikiwand)