Die einstige Betsäule am halleschen Universitätsring stammt aus dem Jahr 1455. Der spätmittelalterliche Bildstock soll an die Pestepidemien der Jahre 1449 und 1452 erinnern. Die große Relieftafel zeigt eine Kreuzigung und eine Kreuztragung. Die Säule gilt in der mitteldeutschen Kulturlandschaft als Seltenheit.
Ursprünglich befand sich die Betsäule außerhalb der mittelalterlichen Stadt. Auf dem Areal des heutigen Riebeckplatzes. Dort stand sie in der Nähe des städtischen Galgens. Die Säule diente besonders Fuhr- und Wandersleuten, die vom Galgentor kommend die Stadt in Richtung Leipzig verließen, als Andachtsstätte.
Von dort wurde sie 1928 auf den Franckeplatz versetzt. Als die Hochstraße gebaut wurde, benötigte sie erneut einen anderen Platz.
Seit 1970 ist sie am Universitätsring zu finden. Das Relief der gegen Osten gerichteten Rückseite stellt den kreuztragenden Christus dar, dem ein Kriegsknecht vorangeht, während ihm drei Frauen (die drei Marien?) und ein Mann (Johannes?) folgen. Im Mittelalter führte regelmäßig zum 25. April eine Prozession zur Pestsäule. Auf der Südseite ist die Kreuzigung Jesu zu sehen, mit Maria Magdalena und Johannes. Die Buß- und Betsäule oder einfach nur Pestsäule, die der Pest von 1449 und 1452 gedenkt, gilt als älteste frei stehende Skulptur Deutschlands.
Gewandete an der restaurierten Buß- und Betsäule zur Einweihung 2012
(Foto: Michael Waldow, MSW-Welten)