Wo die alten Burgen schauen

Wo die alten Burgen schauen in das Saaletal hinein,
und geschäftig Well an Welle wälzt zum Weltenmeer sich ein,
wo die grünen Wiesen leuchten, wo die Felsen trotzig glühn,
/:dort bin ich Student gewesen – dorthin möchte ich wieder ziehn:/

Wo vom Alter schon vernarbet auf dem Markt fünf Türme stehn,
wo am Abend ernst getragen dann des Türmers Töne wehn,
wo im goldnen Abendglanze leuchten Saale, Burgen, Höhn,
/:wo ich einst Student gewesen, warst, o Halle, du so schön :/

Wo ich trug die lieben Farben, meines Bundes Banner schwor,
wo ich schlug den blanken Hieber draußen einst vor Halles Tor,
wo der Wurf mir auch gelungen, eines Freundes Freund zu sein,
/:da hab ich als flotter Studio nur gelebt im Sonnenschein:/

Wo ich durft in Äuglein schauen, schwarz und grau und blau und braun,
wo mir süße Mädchenlippen halfen goldne Schlösser baun.
Wo die lenzumgrünte Saale leis ihr Lied dazu gerauscht,
/:ach, da hätt mit keinem Fürsten ich, der junge Bursch getauscht:/

Blühe weiter, altes Halle! Und der Musensöhne Schar
wandle gern in deine Tore, wo es doch so schön einst war!
Laß den Freund zum Freunde werden, sei der Wissenschaft Revier :/
/:und ein donnernd schallend „Prosit“ sei gebracht , o Halle , dir :/

Hallisches Studentenlied 1910