Nietleben

Nietleben ist das älteste Heidedorf von Halle. Schon im 5. und 6. Jahrhundert siedelten sich hier die Wariner an. Nietlebens Name ist zurückzuführen auf die Hinterlassenschaft eines Mannes namens Niedhart (Niedo). Ursprung der Ansiedlung war wohl eine Quelle, die in der heutigen Quellgasse lag. Die Ersterwähnung war im Jahre 1371.

Blick in die Quellgasse
(Foto: Michael Waldow, MSW-Welten)

 

 

 

Nietleben, OT von Halle

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Nietleben ist das älteste der Heidedörfer um Halle. Zur Zeit der Völkerwanderung im 5./6. Jh. ließen sich auf unserem Gebiet besonders die Wariner nieder. Darauf deutet der Ortsname –leben:

  • Nietleben heißt Erbgut/ Hinterlassenschaft eines Mannes namens Niedhart (Abkürzung Niedo).
  • 1182 Erste urkundliche Erwähnung des Granauer Gutshofes, der vom Kloster Neuwerk gegründet wurde.
  • 1278 Zerstörung Granaus, im 16. Jahrhundert siedelten die letzten Granauer nach Nietleben über.
  • Die großen Pest-Epidemien von 1348/1350 und 1450 greifen auch auf das Nietlebener Gebiet über und fordern viele Opfer.
  • Nietleben wird 1371 erstmals in Lehrbüchern der Magdeburger Erzbischöfe schriftlich erwähnt.
  • 1539 kauft die Stadt Halle von den Dominikanermönchen im Moritzkloster das Lintholz (Lintbusch) für 200 rheinische Gulden ab.
  • 1561 wurde das Gelände mit Eichen aufgeforstet.
  • 1547: Schreckliche Plünderfeldzüge der spanischen Soldateska in unserem Gebiet
  • 1560: Reformation im Saalkreis. Nietleben wird Filiale Lettins.
  • Ab 1612 wird für Nietleben ein eigener Schulmeister beschäftigt.
  • Christian Wilhelm, Administrator des Erzstifts Magdeburg, heiratet 1615 eine braunschweigische Prinzessin. Diese wählt Nietleben als ländlichen Sommersitz. Daraufhin wird das Heidehaus des Forstaufsehers in ein Lustschloss umgebaut, später eine Fasanerie angelegt. Chr. Wilhelm verfügt über zahlreiche Aufforstungs- und Hegemassnahmen in der Heide. Mit dem Spitznamen „Bischof“ ging er hiermit in die Geschichte ein.
  • Im Herbst 1625 fallen Wallensteins Horden mit 3000 Kroaten in den Saalkreis und somit auch in unser Gebiet ein.
  • Im März 1636 verwandelt Banér und seine Schweden Nietleben in Schutt und Asche. Erst nach 10 Jahren begann man mit dem mühseligen Wiederaufbau.
  • Im 17. Jh. wird nordöstlich bzw. nordwestlich der Granauer Kirche das Vorwerk Granau errichtet.
  • Nach dem Abriss 1882 wird es an der Südseite der Eislebener Straße wiedererrichtet.
  • 1763 Sieben Pfälzer Kolonisten werden in Nietleben angesiedelt.
  • 1775 Das Vorwerk der Domäne Giebichenstein in Nietleben wurde unter die 7 Kolonisten aufgeteilt.
  • Der Bau der Kolonistenstraße begann. Laut Postkutschenverzeichnis beträgt die Fahrzeit 1787 von Halle über Nietleben nach Eisleben 3 ½ bis 4 Stunden, weiter nach Nordhausen insgesamt 11 Stunden.
  • 1792: C. F. Bahrdt (geb. 1741) stirbt in Nietleben. Bis weit über die Grenzen unseres Landes hinaus wurde er als revolutionärer Aufklärer und konspirativer Geheimbündler bekannt. Er setzte sich in seinen Schriften und Vorträgen ein für Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Trennung von Kirche und Staat, Abschaffung des Erbadels , Errichtung der Volksherrschaft, Recht auf Arbeit und ein menschenwürdiges Leben. Galléra spricht von ihm als merkwürdigsten, geistig bedeutendsten und berühmtesten Mann, den je Nietleben zu seinen Bewohnern zählte.
  • 1804/05 war ein extremer Hungerwinter.
  • 1805 wurde die Hauptstraße (heute Eislebener Straße) in Nietleben gebaut. 1806: Krieg Preußens gegen Napoleon. Nietleben kam unter französische Herrschaft und bekam eine unermeßliche Steuerlast aufgezwungen.
  • 1815, nach der Niederlage Napoleons, wurde Nietleben wieder preußisch und dem Landrat des Saalkreises zugeschlagen. Der Chausseebau zwischen Halle-Eisleben-Cassel wird vorangetrieben.
  • 1809 wird das vormals morastige und ungepflasterte Teilstück zwischen Halle und Nietleben befestigt.
  • Ab dem 1.2. 1810 wird im Chausseehaus Nietleben (Eislebener Str.) das Chausseegeld eingetrieben. Zu Beginn des 19. Jh. finden wir in Nietleben als bebautes Gelände die Quellgasse, den Dorfplatz, die Kolonistengasse. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts kommen dann die Entwicklung der Hauptstraße und des Dorfteils nördlich dieser Straße hinzu.
  • Bis 1830 ist der Teil zwischen jetzigem Waidmannsweg und „Stern“ bebaut, am jetzigen Eingang „Schulhof“ stehen beidseitig der Hauptstraße je ein Haus. Auf dem Gelände des Schulhofes wurde 1825 Braunkohle entdeckt.
  • 1826 wurde zum ersten Male, wahrscheinlich bei der Ausschachtung des ehemaligen Dorfteiches, geschürft. Die Gemeinde (!) legte Mutung ein und bekam das Bergwerkseigentum verliehen. Probeförderung begann.
  • Schon 1826 liest man vom Nietlebener Gasthof „Zur Sonne“, 1835 wird auch „Goldener Stern“ erwähnt.
  • 1840 – 1847 wurde die Halle-Nietlebener Chaussee gebaut.
  • 1844 : Eröffnung der Provinzial Landesheilanstalt Nietleben auf dem ehemaligen Bahrdtschen Weinberg (Schließung 1935). Der Ausspruch „Du gehörst nach Nietleben“ wurde zum geflügelten Wort.
  • 1845: Erbauung des Feldschlößchens, das bis 1858 beliebte Studentenkneipe und Ausflugslokal war, danach aber zusehends in Verruch kam.
  • 1863 warfen die Halloren, die mit den Nietlebener Bergleuten befreundet waren, das Gesindel samt Wirt hinaus.
  • Ab 1864 kaufte es Amtsrat Bartels (dieser besaß schon das Peißnitzlokal) verpachtete es. Später ging das Feldschlößchen in den Komplex der Irrenanstalt über.

Quelle: Heidebote, 2013